Mut heißt Macht

Mut heißt Macht

Von Yasser Niksada
(aus dem Team „The Poetry Project“)

Ich war klein und wusste nicht
was Mut bedeutet.
Ich habe den Sinn von Mut verstanden
als ich auf dem Weg war.

Es war dunkel
alles war schwarz
und ich hatte Angst
dass ich es nicht schaffen würde.

Ich habe mich von meiner lieben Mutter getrennt
und mich an den Blick meines Vaters erinnert.

Dann habe ich mir selbst vertraut
sie haben mich beruhigt
und ich bin mutig weiter
und weiter gelaufen.

Ich wusste, dass mein Gott mich unterstützt
sonst hätte ich mein Ziel niemals erreicht.

Es braucht Mut zu vergessen.
Vergessen braucht Mut.

Die Menschen, die du jeden Tag siehst
auf einmal zu verlassen
braucht Mut.

Die Menschen, die dasselbe Blut
haben wie du
haben keine Ahnung.
Ihnen zu sagen: keine Ahnung, wann ich
Euch wieder sehen werde.

Mut hat der, der weiß, dass auf dem Weg
50 Prozent Ziel
und 50 Prozent Tod ist.

Mutig ist der, der lachend
alle Probleme seiner Familie auf
den Schultern trägt
und nicht sagt, dass er nicht mehr kann.

Es gibt viele Menschen, die mutig sind.
Die, die kämpfen
kämpfen für ein friedliches Leben.

Wenn du keinen Mut hast
hast du keine Chance zu leben.

Du brauchst jeden Tag Mut.

Yasser Niksada, Foto: The Poetry Project

Deine Freunde fragen dich: Wie geht es dir?
Und du antwortest: Gut.
Ich weiß
wenn manche
von den Problemen, die sie haben
erzählen würden
würde ein Fluss aus ihren Tränen entstehen
aber sie behalten sie für sich
bis zum Ende.

Yasser Niksada (16) stammt aus dem Panshir-Tal in Afghanistan. 2008 floh seine Familie in den Iran. „Das ist kein Leben“, sagte Yasser. Die Familie ließ ihn gehen, er machte sich auf die Reise nach Europa.

Dieser Text erschien 2018 in der 12. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ – in Kooperation mit dem Berliner Verein „The Poetry Project“.

Mehr Infos: thepoetryproject.de

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