„Gibt es in Syrien eine Schulpflicht?“

Lamia Hassow (r.) und Hiba Nasab (l.) vom nid-Team mit Hanna Funke vom bkh Berufskolleg in Hattingen.

„Gibt es in Syrien eine Schulpflicht?“

Im September 2018 war das nid-Team eingeladen, am bkh Berufskolleg Hattingen des Ennepe-Ruhr-Kreises mit angehenden Erzieherinnen und Erziehern ins Gespräch zu kommen. Vorab hatten die Kursteilnehmenden konkrete Fragen an die Referentinnen aus dem nid-Team geschickt, zum Beispiel:

Gibt es in Syrien eine Schulpflicht?
Wie gehen Erzieherinnen in Syrien mit Behinderungen um?
Welche Unterschiede gibt es für Mädchen und Jungen im syrischen Schulsystem?
Wie geht Ihr in Syrien mit Sprachproblemen um?
Wie sieht ein typisch syrisches Frühstück aus?
Dürfen Kinder in Syrien von ihren Lehrern geschlagen werden?

Lamia Hassow, die in einem kurdischen Dorf im Norden Syriens aufgewachsen ist, weiß, dass sie mit ihren eigenen persönlichen Erfahrungen nicht für ihr ganzes Land sprechen kann. „Ich habe deshalb zu den Fragen, die wir aus Hattingen bekommen haben, auf facebook eine Umfrage gestartet“, erzählt Lamia Hassow. „Viele Frauen, die noch in Syrien leben oder aus Syrien nach Deutschland gekommen sind, haben uns von ihren Erfahrungen berichtet. Es ist wichtig, dass wir die Vielfalt, die es in unserem Land gibt, darstellen.“

Angehende Erzieherinnen und Erzieher am bkh Berufskolleg in Hattingen, mit Lamia Hassow und Hiba Nasab vom nid-Team.

Nach Hattingen fuhr Lamia Hassow, die in Syrien als Englischlehrerin und in internationalen Hilfsprojekten mit Kindern gearbeitet hat, zusammen mit Hiba Nasab aus dem nid-Team. Hiba Nasab ist in der Großstadt Damaskus aufgewachsen und hat eine zweijährige Tochter.

Die zentrale Frage am Berufskolleg Hattingen war: Wie können wir angehende Erzieherinnen und Erzieher darauf vorbereiten, dass sie in Zukunft voraussichtlich mit vielen geflüchteten Menschen aus Syrien und anderen Kriegsregionen arbeiten werden?

Lamia Hassow schreibt über diese Begegnung:

„Für unseren Workshop in Hattingen waren drei Stunden angesetzt und ehrlich gesagt, habe ich befürchtet, dass wir nach einer Stunde vor Langeweile sterben würden. Aber das war überhaupt nicht so! Die Studierenden hatten viele Fragen, sie waren neugierig und interessiert. Es war ein schöner Austausch, bei dem wir, glaube ich, alle viel gelernt haben. Übrigens war ich sehr überrascht zu sehen, dass im Kurs so viele männliche Studierende waren! In Hattingen war außerdem toll, dass wir tatsächlich auf Augenhöhe miteinander gesprochen haben. Die Atmosphäre war sehr warm und menschlich.

Ich finde den Gedanken sehr klug, dass angehende Erzieherinnen sich mit den Erfahrungen von Flucht und Migration auseinander setzen. Weil sie in ihrem Beruf später mit Menschen zu tun haben werden, die solche Erfahrungen mitbringen. Eigentlich gilt das für fast alle Berufsgruppen.

Für uns war sehr interessant, welche Fragen die Studierenden an uns haben. Über viele Dinge mussten wir selbst erst nachdenken. Und wir haben gemerkt, dass die Erfahrungen unserer Landsleute sehr unterschiedlich sind. Eigentlich muss man immer mindestens zwei oder drei Menschen fragen, wenn man etwas über Syrien wissen möchte.“

Fotos: bkh Hattingen

 

 

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