Ich hoffe auf sehr viel Geduld

SERIE: Ich stelle mir vor, in fünf Jahren werde ich… (Teil 2)

Ich hoffe auf sehr viel Geduld

Von Mahmoud Aldalati

Wenn ich in fünf Jahren gefragt werde, was ich beruflich mache, dann möchte ich eine klare Antwort darauf geben können. Vielleicht werde ich noch im Studium sein. Aber ich werde nebenbei arbeiten und nicht mehr mit einem verlegenen Lächeln sagen müssen, dass mein Leben vom Jobcenter bezahlt wird. Noch schöner wäre es, wenn ich mein Studium bereits abgeschlossen hätte und Vollzeit arbeiten würde. Ob ich in Bochum bleibe? Das ist mein Wunsch. Aber das hängt davon ab, wo ich Arbeit finden kann. Ich möchte mich im Deutschen ganz sicher fühlen, aber keine Sprachprüfungen mehr machen, und außerdem mein Englisch verbessern. Hoffentlich nehme ich ein paar Kilo zu.

Und ich würde gerne weiter für unsere Zeitung schreiben, aber nicht mehr unter dem Titel „Neu in Deutschland“. In fünf Jahren möchte ich ein Auto haben, um nicht mehr so viel Zeit damit zu verbringen, auf die Bahn zu warten. Ich hoffe, dass in Syrien Frieden herrschen wird und ich ohne Probleme zwischen meinen beiden Heimatländern hin und her reisen kann, um meine Familie zu treffen.

Mahmoud Aldalati. Foto: Wolfgang Wedel

Für mich selbst und für unser Zusammenleben hoffe ich auf sehr viel Geduld: damit wir unsere unterschiedlichen Mentalitäten lernen zu ertragen. Damit wir in Frieden in unseren Häusern leben können.

Ach ja, ein eigenes Haus und ein Garten, das wären auch noch Träume. Aber diese gehören wohl in einen anderen Text, in spätere Zeiten.

Dieser Text erschien 2018 in der 11. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“. Für das Wintersemester 2018/17 erhielt Mahmoud Aldalati von mehreren deutschen Universitäten eine Zulassung zum Studieum, darunter Tübingen und Bochum.

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