Darum wollte ich keine eigenen Kinder

In der nid-Sonderausgabe in kurdischer und arabischer Sprache berichten wir von unterschiedlichen deutschen Lebenswelten. Im Vorfeld haben wir Menschen aus den kurdischen und arabischen Communitys gefragt: Was wollt Ihr über die deutsche Gesellschaft wissen?
Eine Frage lautete: Warum leben manche Paare in Deutschland – freiwillig – ohne eigene Kinder?

Darum wollte ich keine eigenen Kinder

Gitta B. ist vielen in Bochum bekannt, weil sie sich in zahlreichen Projekten für andere Menschen und eine demokratische Gesellschaft engagiert. Regelmäßig beteiligt sie sich am „Speed-Talking“ für Deutschlernende, sie gehört zum Organisationsteam „Pulse of Europe Bochum“, arbeitet ehrenamtlich als Sterbebegleiterin und als Schöffin am Gericht. Sie liebt es, unter vielen Menschen zu sein – und traf trotzdem schon früh in ihrem Leben die Entscheidung, keine eigenen Kinder zu haben. Warum?

Als ich 16 Jahre alt war, wusste ich: Ich möchte keine eigenen Kinder haben. Bei dieser Überzeugung bin ich geblieben. Die Gründe dafür liegen in meiner Kindheit.

Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich sechs Jahre alt war. Da meine Mutter berufstätig war und wenig Zeit hatte, wuchs ich bei meinen Großeltern auf. Meine Großmutter war jedoch sehr krank und konnte wegen ihres Rheumas nur im Bett liegen. Mein Opa machte die Einkäufe, kochte für uns und versorgte meine Oma. Morgens und abends kam eine Pflegerin, die uns in der Pflege meiner Oma unterstützte. In der Wohnung meiner Großeltern lebte außerdem meine Tante, die drei Jahre jüngere Schwester meiner Mutter. Sie war ebenfalls berufstätig, kam erst abends heim und kontrollierte meine Hausaufgaben.

Ein bis zwei Mal in der Woche kam meine Mutter – zu Besuch. Leider gab es dann fast immer Streit. Sie stritt sehr viel mit ihrer Schwester. Meine Tante warf meiner Mutter vor, dass sie ein Kind in die Welt gesetzt hatte, ohne sich richtig darum kümmern zu können. Dass nun alles an den Großeltern hinge.

Alle zwei bis drei Wochen holte mein Vater mich für ein Wochenende ab und brachte mich zu seiner Mutter. Er selbst blieb immer nur kurz bei uns. Er arbeitete nebenberuflich als Taxifahrer und traf sich mit seinen Freunden. Ihm machte meine Tante übrigens niemals diese Vorwürfe, die sie meiner Mutter machte. Ich war traurig, dass mein Vater keine Zeit für mich hatte.

Dieses Klima, das ich in meiner Kindheit erlebt habe, vermittelte mir den Eindruck, im Weg zu sein, nicht willkommen, lästig, störend, Grund für Diskussionen, Streitereien, Probleme, Geldsorgen.

Nach dem Tod meiner Großmutter kam ich ins Internat. Damals war ich elf Jahre alt. Mein Zimmer im Internat teilte ich mit zwei anderen Kindern. Unsere Erzieherin (28 Jahre jung) war für 30 Kinder zuständig. Meistens war sie damit überfordert. Meistens hatte sie leider weder die Zeit noch die Kraft, um Zuwendung zu geben oder zuzuhören. So bekam sie auch nicht mit, wenn es Streit unter den Kindern gab oder wir uns prügelten.

Ich war traurig – aber ich konnte auch sehen, dass es für unsere Familie keine andere Lösung gab. Umso entsetzter war ich, wenn ich die Eltern von anderen Kindern im Internat in großen, teuren Autos vorfahren sah. Mit diesen großen, teuren Autos lieferten sie ihre Kinder im Internat ab und fuhren weg. Die Kinder erzählten, was für ein schönes Zuhause sie hätten! Aber warum waren sie dann im Internat? Das konnte ich nicht verstehen. War den Eltern ihre Arbeit so viel wichtiger, als ihre Kinder? So wie es bei meiner Mutter war; nur dass meine Mutter keine andere Wahl hatte.

Nach Abschluss der 10. Klasse wechselte ich nach Hause. Ich wohnte bei meiner Mutter und sollte das Fachabitur machen. Die Mahnung meiner Mutter klingt mir bis heute in den Ohren: „Werde bloß nicht schwanger! Ich muss arbeiten! Ich werde mich um Dein Kind nicht kümmern und Du musst deine Ausbildung absolvieren!“

Diese Erfahrungen in meiner Kindheit nährten in mir nicht die Hoffnung darauf, es selbst eines Tages besser machen zu können. Besser als meine gescheiterten Eltern. Sie nährten in mir nicht einmal den Wunsch, es zu versuchen.

Deshalb habe ich mich nach meiner Hochzeit sterilisieren lassen. Ich war damals 28 Jahre alt und mein Entschluss stand fest. Mit diesem operativen Eingriff war auch die Frage nach der Verhütung geklärt. Mein Mann hat meine Entscheidung zum Glück akzeptiert und nie in Frage gestellt. Er hat nie versucht, mich davon abzubringen.

Sorge machte mir zudem immer der Gedanke, dass ich an der Ehe ebenso scheitern würde, wie meine Eltern gescheitert sind. Wie könnte es mir gelingen, eine erfolgreiche Ehe zu führen? Und mit Kindern wird eine Ehe nicht einfacher. Zumal es mir ausgeschlossen erschien, im Falle einer Trennung ein Kind alleine großzuziehen. Diese Verantwortung erschien mir riesig.

Gitta B., Foto: Dima Halabi

Wichtiger war es in meinen Augen, dass ich einen Beruf habe und mich eigenständig versorgen kann. So dass ich nie darauf angewiesen sein würde, zu heiraten, von einem Ehemann abhängig zu sein. Das ist mir tatsächlich gelungen.

Ein eigenes Kind habe ich in meinem Leben nie vermisst. Auch meine Entscheidung habe ich nie bedauert. Das Leben mit meinem Mann habe ich sehr genossen. Vielleicht klingt es egoistisch, aber ich möchte hier ja ehrlich sein: Mir hat es gefallen, dass ich meinen Mann ganz für mich hatte; ich musste ihn nicht mit Kindern teilen.

Im Laufe der Jahre habe ich fünf Patenkinder bekommen, um die ich mich sehr gerne kümmere. Es macht mir große Freude, sie zu begleiten, zu fördern, zu unterstützen.

Ich kenne auch Frauen, die keine Kinder bekommen konnten und darüber sehr traurig sind. Was ich nie verstehen werde: Warum adoptieren diese Frauen keine Kinder aus einem Heim? Ich habe Kinder kennengelernt, die sich über eine liebevolle Adoptivmutter sehr freuen würden.

Wenn ich an die wachsende Überbevölkerung unserer Erde denke, abnehmende Ressourcen, eine zunehmende Umweltverschmutzung, dann halte ich meine Entscheidung auch aus globalen Gründen für passend. Aber das soll jede und jeder für sich entscheiden.

Dieser Text erschien 2019 – auf Kurdisch – in der 13. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ (Sonderausgabe in kurdischer und arabischer Sprache).


Di temenê 16 salî de, min naskir ku ez qet naxwazim zarokan bînim

Nivîs: Gitta B.
Wergerandin: Lamia Hassow
Lêvegerîn: M. Banko

Dema ku ez şeş salî bûm dê û bavê min hevdû berdan. Ji ber vê yekê ez li cem kalik û pîrika xwe jîyam, çimkî diya min kar dikir û nikarîbû li me miqate be.

Pîrika min gelekî nexweş bû, tenê ji ber bawîbûna xwe tim di nav livîna de paldayî bû, û Kalikê min her tiştê gerek ji bo me û malê dikir. Xaltîkeke min hebû ew jî bi me re dijiya, êvaran gava ku ji kar dihat malê ji min re li spartekên min, ên dibistanê dinêrî. Di hefteyê de carekê yan du caran diya min dihat serdana min, mixabin! wê bi xwişka xwe re pir şer dikir, ji ber xaltika min ew gelekî rexin dikir, û sedem ew bû ku çima wê zarokan bîne ku nikaribe Li wan miqate bibe.

Her du sê hafteyan bavê min di dawiya hefteyê de dihat û ez dibirim serdana dayika xwe, wî wekî ajokarê teksîyê kar dikir û bi hevalên xwe re derdiket, li min vala nedibû ,û vî tiştî ez xemgîn dikirim. Ev rewşa ku ez tê de rabûm, hişt ku ez xwe bibînim wek: Ez bar im ji xelkê re. Kes min naxwaze. Ez sedema bîntengiyê me. Sedema şer û pevçûnê me. Ez problem im. Û ez metirsiyên diravî çêdikim.

Piştî mirina Kalikê min, ez di temenê 11 salî de çûm dibistana Navxweyî, dadoka (murebiye) me ya 28-salî, 30 zarok sipartibûn xwe, lê mixabin ne dema wê hebû, ne jî karîbûna wê ku guh bide wan û şer û pevçûnên wan jî nededît.

Saw bi min re çêdibû gava ku dê û bav bi tirimbêlên xwe, yên buha dihatin dibistana me , tenê ji bo zarokên xwe li wir bihêlin. Gava wan zarokan li ser xweşikbûna malên xwe daxivîn, ez matmayî û behitî dimam‚‘‘ naxwe çima wan tînin vê dibistanê? helbet karên wan ji zarokên wan giringtir û şerîntirin, wek diya min, lê diya min wek jineke bitenê tu rê ne din li ber wê nebûn‘‘ min ji xwe re digot.

Piştî min pola dehan qedand, ez vegeriyam bi diya xwe re bijîm. Yekmîn tişt wê ji min re got: ‘‘tenê xwe ducan neke , ez nikarim li zaroka te meqate bim, ji ber ez kar dikim,û gerek e tu jî xwendina xwe bi dawî bikî“. Yeka ku ev serpêhatî tev dîtibin, tu hêvî li cem namîne ku wê karibe tiştekî çêtirî wan dê û bavên pîs, ji zaroka xwe re bike. Lê bi rastî min hewil jî neda ku ez zarokan bînim. Ji ber wilo piştî min mêr kir min xwe ji anîna zaroka birrî, û ji şensê min jî re mêrê min ne dijî qutkirna zarokan bû.

Di baweriya min de biryara min di cihê xwe de bû, ez tu carî lê poşman nebûm û dilê min nebijya anîna zarokekê. Hember zorpirbûna mirov, kêmbûna jêderan û pirbûna jînwarqirêjyê (telewis bîee), guman dikim ku biryara min rast e.

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