In der nid-Sonderausgabe in kurdischer und arabischer Sprache berichten wir von unterschiedlichen deutschen Lebenswelten. Im Vorfeld haben wir Menschen aus den kurdischen und arabischen Communitys gefragt: Was wollt Ihr über die deutsche Gesellschaft wissen?
Eine Frage lautete: Warum verzichten Menschen in Deutschland freiwillig auf Luxus und Komfort?
Deutschland ist reich und das Sozialsystem ermöglicht es jedem, eine Wohnung mit Wasser und Strom zu haben. Warum wohnen einige Menschen in Deutschland trotzdem – freiwillig – anders?
Nein, bei uns ist es nicht kalt im Winter
Stefanie Kühn, 34, wohnt in Bochum auf einem Wagenplatz. Ihre Wohnung ist ein Bauwagen ohne Wasser und Strom.
Von ihrem Leben im Bauwagen erzählt Stefanie Kühn im folgenden Text, der in der nid-Sonderausgabe in arabischer Sprache erschienen ist (arabischer Text: siehe unten).
Wenn ich nach meinem Wohnort gefragt werde, sage ich: Ich wohne in Langendreer. Wenn diese Antwort nicht ausreicht, wird es interessant. Ich wohne auf dem Bauwagenplatz. Das ist eine große Wiese. Ein bisschen Wald und fast 20 Wagen aus Holz oder Metall sind darauf verteilt. Die Wagen werden von Baustellen geholt und von Hand umgebaut, um darin wohnen zu können. Die Fragen, die daraufhin kommen, sind in der Regel sehr ähnlich: Zuerst kommt immer: „Ist das nicht kalt im Winter?!“
Nein, bei uns ist es nicht kalt im Winter. Als unser Wagenplatz neu war, haben wir einen Verein gegründet und ihm diesen Namen gegeben: „Nein, bei uns ist es nicht kalt im Winter e.V.“ Nein, es ist nicht kalt, bei uns nicht. Wir haben Holz-Öfen.
Die Deutschen fragen außerdem oft, ob das denn überhaupt legal sei. Naja, es ist jedenfalls nicht verboten.
Strom und fließendes Wasser habe ich nicht. Ich benutze Batterien und Kerzenlicht, einen Gasherd zum Kochen. Wasser können wir freundlicherweise am Kulturbahnhof Langendreer holen.
Die weiteren Reaktionen schwanken: zwischen Begeisterung, Mitleid und Grauen.
Manche finden den Gedanken, in einem Bauwagen zu leben, sofort super cool, abenteuerlich, romantisch, weil sie damit ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben verbinden. Ja, das stimmt. Auch.
Der Wagen gibt mir ein einzigartiges Lebensgefühl. Der Lebensstil und der Komfort unterscheiden sich sehr von dem in einer Wohnung. Den größten Teil des Jahres verbringe ich auf meinen Terrassen und im wilden Garten draußen. Der Innenraum ist klein und mit Liebe zum Detail eingerichtet.
Mein Wagen ist für mich wie meine zweite Haut.
Alles was ich brauche, habe ich hier. Aber ich kann nichts hier behalten, das ich nicht wirklich brauche oder liebe. Es hat etwas Befreiendes, mit wenig Kram zu leben. Auf der anderen Seite gibt es auch Entbehrung, und es ist Arbeit, meinen eigenen Wagen instand zu halten. Ich habe keinen Vermieter und kann mit meinem Wagen machen, was ich will. Aber der Wagen, der Garten und das Wetter geben mir ihre eigenen Aufgaben.
Es kommt auch vor, dass ich für mein Zuhause bemitleidet werde. Das gibt mir zu denken.
Was ich überhaupt nicht mag: Wenn Leute auf arrogante Weise auf mein kleines Heim hinabblicken. Für Mitleid habe ich in seltenen Momenten Verständnis.
Wenn der Winter lang, nass und dunkel ist, und ich mir dazu noch eine Grippe einfange, habe ich selber Mitleid mit mir. Sobald die Sonne wieder sichtbar wird und ich direkt nach dem Aufstehen in meinem Garten meinen ersten Kaffee genieße, denke ich, dass ich Glück habe, so zu wohnen, wie andere Leute Urlaub machen möchten.
Dieser Text erschien 2019 – auf Arabisch – in der 13. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ (Sonderausgabe in kurdischer und arabischer Sprache).
عندما أُسأل عن مكان سكني أجيب :
لكن هذا لا , Langendreer في
يكفي, لذلك أكمل و أقول أعيش في
مقطورة في منطقة خضراء عند أطراف
المدينة,حيث يوجد عشرون مقطورة
أخرى نُقِلوا من مواقع بناء و تم إعادة
إعمارهم يدوياً للسكن.
يُطرَح عليّ الكثير من الأسئلة حول
حياتي في المقطورة و أكثرها هي:
أليست هكذا معيشة باردة في الشتاء؟
لقد أسسنا جمعية في هذا المكان و
أطلقنا عليها اسم “لا ,الشتاء ليس
بارداً عندنا”يوجد لدينا مدفأة حطب.
يسألنا الألمان إذا ما كان السكن هنا
مسموحاً أم لا؟
بكل الأحوال هذا ليس ممنوعاً.
لا يوجد عندي كهرباء أو صنبور ماء
لكن يوجد بطاريات و شموع و لدي غاز
للطبخ ,و يمكننا الحصول على الماء
Kulturbahnhof Langendreer من
وتتفاوت ردود الأفعال بين التأثر و
التعاطف أو الدهشة.
يجد البعض هذا رومانسياً و رائعاً جداً
ولا يخلو من المغامرة و بالأخص عيش
حياة خاصة و مستقلة.
تمنحني الحياة في المقطورة شعوراً
رائعاً , نمط الحياة و الراحة هنا يغنيانني
عن العيش في شقة.
أقضي في كل سنة جزءاً طويلاً في
حديقتي الصغيرة حول المقطورة و
التي زرعت زهورها و أشجارها بكل حب
وشغف.
المقطورة بالنسبة لي هي بمثابة هالة
حماية حولي فكل ما أريده موجود هنا
تقريباً, لكن لا أستطيع الاحتفاط إلا
بالأشياء التي أحتاجها بشكل ضروري و
هذا يمثل بالنسبة لي تحدي العيش من
القلة و من جهة ثانية نوعاً من الحرمان,
صحيح أنه ليس لدي مؤجر و أستطيع
أن أفعل بالمقطورة ما أريد , لكن علي
العمل دائماً للحفاط عليها بأحسن
حال.
المقطورة و الحديقة و الطقس يمنحونني
شعوراً خاصاً بي ,ولأنني أعيش حالة
تعاطف مع بيتي الصغير ,يزعجني كثيراً
النظرة المتكبرة من بعض الناس إلى
منزلي هذا.
حالة تعاطف الناس اتجاهي أفهمها
أيضاً ,عندما يكون الشتاء طوياً و
قارساً مثاً,و أيضاً عندما أعاني من
نزلات البرد.
لكن من أجمل اللحظات هي عندما
تشرق الشمس صباحاً و أجلس في
حديقتي الصغيرة مع فنجان قهوة ما
يمنحني شعوراً جمياً وكأنني في إجازة
عمل رائعة كما يتمنى الكثير من
الناس.