Nourya Masoud, eine Grundschullehrerin aus Syrien, floh aus ihrem Land zunächst nach Jordanien. Ihr Mann war bereits auf dem Weg nach Europa, als sie die Söhne mit harter Arbeit durch die Tage in Jordanien brachte. Monate später kam die Familie in Deutschland schließlich wieder zusammen.
Von Nourya Masoud
Um dem Krieg in unserer Heimat Syrien zu entkommen, sind wir geflüchtet, zunächst alle gemeinsam nach Jordanien. Etwa anderthalb Jahren später beschloss mein Mann, dass wir nach Europa auswandern sollten, um den zahllosen Schwierigkeiten zu entkommen, denen heimatlose Flüchtlinge in Jordanien begegnen. So verließ mein Mann das Haus, um nach Europa zu gehen, und wir blieben allein zurück.
Er ging in eine ungewisse Zukunft, und er schaffte es bis nach Europa. Ich blieb mit unseren Söhnen in Jordanien und habe jeden Tag zwölf Stunden in einer Textilfabrik gearbeitet, damit ich die Miete und das Essen für uns bezahlen konnte. Am Abend war ich sehr erschöpft. Trotzdem konnte ich nicht schlafen, weil die Angst und die Sorge um unsere Zukunft mich nicht zur Ruhe kommen ließen.
Irgendwann bekamen wir endlich ein Lebenszeichen von meinem Mann und waren unendlich erleichtert. Nun würden wir ihm nach Deutschland folgen können. Aber es war nicht einfach, einen Termin bei der deutschen Botschaft zu bekommen. Bis wir ein Visum bekamen und nach Deutschland ausreisen konnten, vergingen noch einmal anderthalb Jahre.
Bei unserer Ankunft am Flughafen Tegel in Berlin wartete mein Mann mit einem roten Blumenstrauß auf mich und unsere Söhne. Ich erinnere mich an die Tränen in seinen Augen. Doch dieses Mal waren es Tränen der Freude. An diesem Tag im März 2016 waren wir sicher, dass unser Leid zu Ende sein würde. Eine neue, glücklichere Zeit in unserem Leben würde beginnen
Dieser Text erschien 2019 in ähnlicher Form zunächst bei dem nid-Schwesterprojekt „nig – Neu in Gera“ – und 2021 in der 19. Ausgabe der Zeitung „nid – Neu in Deutschland“. Foto: Zakaria Safwan