Neue Schule, andere Welt, andere Hoffnungen

Eine neue Schule, in einer anderen Welt, mit anderen Hoffnungen

Von Aya Jaber, 10 Jahre

Mein Name ist Aya Jaber, ich bin zehn Jahre alt. Ich komme aus Aleppo in Syrien. In meiner Familie bin ich das einzige Mädchen. Ich habe noch einen Bruder, er heißt Mohamed. Meine Familie und ich sind vor vier Jahren nach Deutschland gekommen.

Als ich klein war, hatte ich große Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Meine Mutter sagt, dass ich oft nervös und angespannt war, weil ich meine Meinungen nicht ausdrücken konnte. Meine Mutter sagt auch, dass ich immer gerne gespielt habe und bei uns zu Hause immer alles durcheinander war, weil ich so viele Ideen hatte und Dinge gebaut oder gebastelt habe.

Als wir nach Deutschland gekommen sind, das weiß ich noch, habe ich meiner Mutter viele Fragen gestellt. Ich habe sie gefragt: Ist das unser Heimatland? Warum sprechen die Leute hier so anders? Mama, ich verstehe nicht, was die Leute sagen!

Die ersten Jahre in meiner Schule in Deutschland waren eine Katastrophe! Vor allem weil ich vorher nie einen Kindergarten besucht hatte. In der Klasse habe ich immer mit den anderen Kindern gequatscht. Zum Glück hatte ich eine sehr nette Lehrerin, die mir viel geholfen hat und mir viel Mut gegeben hat. Drei Jahre lang mussten meine Eltern mich jeden Morgen zur Schule bringen und nach der Schule abholen. In der vierten Klasse habe ich angefangen, mich auf mich selbst zu verlassen. Seitdem gehe ich allein zur Schule.

Aya Jaber, Foto: Samir Jaber

Jetzt bin ich in der fünften Klasse, in einer anderen Schule, mit anderen Kindern, anderen Lehrerinnen und Lehrern, in einer anderen Welt, mit anderen Hoffnungen. In der fünften Klasse ist vieles neu, die Verantwortung, die ich selbst trage, ist größer geworden. Ich habe Aufgaben zu bewältigen.

In der Zukunft sehe und fühle ich mich stärker und besser. Meine Eltern sollen nicht enttäuscht werden. Ich wünsche mir, dass es den armen Menschen auf dieser Welt besser geht, dass sie ein gemütliches Zuhause finden und friedlich zusammen leben können. Und ich wünsche mir, dass der Krieg in Syrien aufhört und keine Menschen mehr sterben.

Dieser Text erschien 2020 in der nid-Sonderausgabe „Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene“ mit dem Schwerpunktthema „Vertrauen“. Aya Jabers Vater Samir Jaber verfasste 2018 seinen ersten Text für die nid-Zeitung, ihre Mutter Raghda Murad beteiligt sich seit 2019 mit poetischen Beiträgen an „nid“.

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