Einen Tag vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan 2017 haben die Männer des NiD-Teams gekocht. Den Frauen hat es geschmeckt, den Männern auch. Aufgeräumt haben anschließend die Frauen, die Männer auch.
Einige von uns werden nun tagsüber fasten, andere fasten nicht. Einige werden viel beten, andere nicht. Die besondere Atmosphäre, die sich in der muslimischen Kultur in der Zeit um den Ramadan herum ausbreitet, ist vielleicht am ehesten mit der Weihnachtszeit in Deutschland vergleichbar.
Mein Platz bleibt frei
Von Rashed Alalej
In Deutschland kommt der Ramadan plötzlich, wie eine Überraschung. Zwei, drei Tage, bevor der Fastenmonat beginnt, fangen meine Freunde an einzukaufen und sprechen darüber, was sie im Ramadan vorhaben. In Syrien reden die Menschen wochenlang von nichts anderem, bis der Ramadan schließlich beginnt. Es herrscht eine besondere Stimmmung.
Der letzte Tag vor dem Ramadan ist der wichtigste Tag. In Syrien gehen alle einkaufen, die Straßen sind voller Menschen, die für den folgenden Tag besondere Speisen zubereiten, ins Café gehen, sie essen, trinken, rauchen. Jeder macht für sich einen Plan, wie er oder sie den Ramadan gestalten möchte.
In Deutschland ist dieser letzte Tag ganz normal, ich habe nicht einmal Vorräte eingekauft. Ich denke an meine Mutter, die in Syrien gerade dabei sein wird, viele Speisen zuzubereiten. Dann wird sie den Tisch decken, auch für mich. Mein Platz wird frei bleiben, nicht einmal mein Bruder darf dort sitzen. Sie vergisst mich nicht.
Wenn ich denken möchte, wird es schwer
Von Mohamad Arbash
Der Ramadan beginnt in diesem Jahr an einem Samstag. Das ist gut. Das Wochenende wird nicht sehr schwer. Aber der Montag! Erst gehe ich zu meinem Praktikum, dann zum Sprachkurs. Von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends werde ich unterwegs sein. Wenn ich denken möchte, wird das Fasten schwer.
In Syrien läuft während des Ramadans jeden Morgen ein Mann mit einer Trommel durch alle Gassen und weckt die Menschen vor Sonnenaufgang. „Wacht auf, Ihr Schlafenden, es ist Zeit zum Essen!“ In dieser Zeit vermisse ich besonders das Zusammensitzen mit meiner Familie. An den Wochenenden kommen die Verwandten oder wir gehen dorthin. Aber das beste ist die Woche vor dem Ramadan: Alle laufen chaotisch hin und her, arbeiten viel zu viel, kaufen neue Klamotten und Essen und sind aufgeregt. Ich spreche jetzt von Syrien, in Deutschland ist das anders.
Die jungen Leute machen etwas anderes
Von Nahed Al Essa und Omar Al Nabulsi
Am letzten Tag vor dem Ramadan wird alles vorbereitet, was in den folgenden Tagen gekocht werden soll, damit man möglichst wenig Arbeit hat. Es werden Listen gemacht. Die ganze Familie isst normalerweise bei den Großeltern. (Omar)
Jeder bringt etwas zu essen mit, entweder eine süße Nachspeise oder etwas Gekochtes. Aber die jungen Leute kümmern sich nicht so sehr um diese alte Tradition. Sie machen etwas anderes. Ich bin mit meinen Freundinnen beispielsweise immer am letzten Tag vor dem Ramadan in der Altstadt von Damaskus in eine Shisha-Bar gegangen. Dort haben wir die besten Wasserpfeifen geraucht, ein DJ hat Musik gemacht – das war unsere Tradition. (Nahed)