Von Issam Alnajm
Den Satz „Bleibt zu Hause!“ habe ich nun tausend Mal gehört und ich habe ihn verstanden. Trotzdem fällt mir diese Entscheidung schwer, weil ich so gerne unterwegs bin. Weil ich so gerne andere Menschen treffe und miterleben möchte, was sie machen, was sie denken, und wie sich das anfühlt. Bestimmt geht es vielen genauso wie mir. Zum Glück darf ich trotz allem noch arbeiten, von morgens früh bis mittags bin ich bei der Arbeit (als angehender Altenpfleger), dann kehre ich nach Hause zurück.
Die meiste Zeit verbringe ich zu Hause, manchmal mache ich einen Spaziergang oder gehe einkaufen, ich lese, putze, koche, verfolge die Nachrichten im Internet und denke darüber nach, wie lange diese Zeit wohl andauern wird.
Eigentlich ist es ein Zufall, dass ich vor ein paar Wochen damit angefangen habe, das Buch „Die Pest“ von Albert Camus zu lesen. (Inzwischen ist das Buch offenbar ausverkauft, wie der Verlag meldet.)
Camus beschreibt in diesem Buch die Situation während einer Pest-Epidemie.
Es ist beeindruckend, wie sehr die Ereignisse und die Erlebnisse der Protagonisten in diesem Buch all dem ähneln, was wir gerade erleben. Wahrscheinlich wird es in Zukunft auch Erzählungen, Filme und Theaterstücke geben, die von unserer Zeit, der Corona-Krise, handeln. Da werden viele von uns sagen: Ja, genau, das haben wir erlebt, oder davon haben wir gehört.
Meine große Hoffnung ist: dass wir als Menschen von dieser Pandemie auch etwas lernen, dass wir von unseren Erfahrungen etwas mit in die Zukunft nehmen. Dass wir solidarischer miteinander sein werden, stärker zusammenhalten und füreinander da sind. Denn darauf kommt es doch an. Oder? Was denkt Ihr, welche Hoffnung habt Ihr?
Dieser Text erschien 2020 in der 18. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“. Die Zeitung online lesen: http://weborama.de/neu_in_deutschland/18/