Von Samaneh Bagheri
In meinem Heimatland, dem Iran, habe ich schon in der Schule die Mathematik geliebt. Ich ging auf das Gymnasium und nachmittags habe ich jüngeren Kindern Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben. Das hat mir viel Freude bereitet, obwohl ich selber für die Schule viel lernen musste. Wir hatten strenge Lehrer und es gab viel Stoff zu lernen. Wer an die Universität gehen wollte, musste an der Schule eine schwierige Abschlussprüfung bestehen.
Das war eine harte Zeit, aber ich habe es geschafft! Ich habe die Prüfung bestanden. Ich war so glücklich. Ich bin dann zur Universität gegangen und habe Informatik studiert. Mein Kopf liebt es, schwierige Aufgaben zu lösen. IT war genau das richtige Fach für mich.
Nach dem Universitätsabschluss war es für mich als Informatikerin auch leicht, eine Stelle zu finden. Im Rathaus von Teheran habe ich gearbeitet – bis ich eines Tages mein Land verlassen musste. In Deutschland bin ich seit vier Jahren und arbeite im Lager eines Sportartikelherstellers. Jeden Tag räume ich Waren in verschiedene Regale. Mein Kopf hat nichts zu tun, keine Aufgaben zu lösen. Ich werde sehr müde dabei.
Meine Zeugnisse aus der Heimat habe ich anerkennen lassen und die Menschen, denen ich begegne, loben meine guten Deutschkenntnisse. Ich dachte immer, je mehr ein Mensch arbeitet und studiert, umso eher bekommt er eine gute Arbeit. Vielleicht muss ich Geduld haben. Das Warten fällt mir viel schwerer als das Lernen jemals für mich war.
Dieser Text erschien 2021 in der 19. Ausgabe der Zeitung „nid – Neu in Deutschland“.