Am 9. November fuhr das „Neu in Deutschland“-Team gemeinsam von Bochum in die Hauptstadt, um den Deutschen Lesepreis 2016 feierlich in Empfang zu nehmen.
Am Morgen #WhatsApp
Alle wach? (Dorte)
Ich nicht. (Abdul)
Wir treffen uns gleich, Gleis 5. (Dorte)
Warm anziehen! In Berlin wird es kalt! (Omar)
Ich brauche Kaffee. (Abdul)
Trump hat gewonnen! (Omar)
Egal. (Ragheb)
Nein! Nicht egal. (Omar)
Ich bin jetzt am Bahnhof, wo seid Ihr? (Boushra)
In Berlin (Buslinie 100)
Da ist das Brandenburger Tor! (Dorte)
Das ist toll hier. Ich will gar nicht mehr zurück nach Bochum! (Yazan)
Ich schon! Bochum ist für mich Heimat! (Abdul)
Wenn man reist, merkt man, wo man hingehört. Meine Heimat ist mittlerweile Bochum. (Marwan)
Der Alexanderplatz hat mir sehr gefallen. (Abdul)
Es gibt viele Kulturen hier. (Boushra)
Die Kirche dort ist die Gedächtniskirche. Ihr Turm wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. (Dorte)
Damit die Menschen sich erinnern, ja? (Boushra)
Genau. Sie steht für den Frieden. (Dorte)
Das ist ein schönes Zeichen. (Boushra)
Es kostet Mut, an einer neuen Gesellschaft mitzuwirken. Das Schreiben ist hier ein noch größerer Schritt. Die Jury sieht in dieser Zeitung ein großes Potential.
Dr. Bianca-Amalia Prinzessin von Preußen, Laudatorin
Nach der Preisverleihung
Die Feier hat mich glücklich und traurig gemacht: So viele Menschen tun etwas, um das Leben in Deutschland zu verbessern. In meiner Heimat gibt es das nicht. (Mohamad)
Das war für uns alle sehr unerwartet. Und alles war perfekt organisiert! Sehr nette Leute. Wirklich beeindruckend! (Omar)
Die meisten, die einen Preis bekamen, waren Frauen. Ich glaube, das liegt daran, weil Frauen hier so viel tun, um mit den Männern auf einer Ebene zu sein. Sie machen viel mehr als die Männer. (Mohamad)
Es war sehr schön, mit unserem Team zusammen nach Berlin zu reisen, ich bin sehr dankbar dafür. (Omar)
Dieser Preis hat eine hohe Bedeutung für uns. Wir wollen den Menschen zeigen, dass wir Hoffnung haben. Wir möchten allerdings nicht nur als ‚Geflüchtete‘ gesehen werden, sondern als Menschen.
Khaled Al Rifai
An diesem Abend in Berlin hat mir zum ersten Mal deutsches Essen wirklich gut geschmeckt. Ich hoffe, ich werde mich an das deutsche Essen gewöhnen, so wie ich mich an Wasser mit Kohlensäure gewöhnt habe, von dem ich nie dachte, dass ich es trinken würde. Heute trinke ich es sehr gerne. Mit dem Essen wird es genauso sein. (Marwan)
Wir haben Indisch gegessen. Das hat mir leider nicht so gut geschmeckt. Zu Uwe habe ich trotzdem gesagt: Es schmeckt mir gut. (Mohamad)
Ich habe in Berlin einen großen Döner-Teller gegessen – köstlich! (Ragheb)
Die Leute haben viele tolle Dinge über unsere Zeitung gesagt. Alles war toll organisiert und alle hatten tolle Kleider und Anzüge an. Wir haben das wirklich nicht erwartet. Ich habe eine Frau getroffen, die gut Arabisch sprechen konnte. Noch wichtiger ist für mich aber, dass ich bald eine Arbeit finde. Ich habe die Leute auch danach gefragt. Eine Frau sagte mir, dass in Berlin Lehrer gesucht werden. Ich werde mich dort also bewerben. (Abdul)
Die Atmosphäre war sehr schön, obwohl ich fast nichts verstanden habe. Alle waren sehr respektvoll. Ich konnte mich in die Situation gut integrieren. (Marwan)
Auf der Bühne waren sehr viele Frauen. So viele Frauen haben Preise gewonnen! Ich war so glücklich an diesem Tag.
Boushra El Dalaf
Nach der Feier haben wir mit vielen Leuten gesprochen. Das hat mir eine große Motivation gegeben. Ich möchte unbedingt mein Deutsch verbessern, um meine Ideen ausdrücken zu können! (Marwan)
Die Deutschen sagen immer: Du sprichst gut Deutsch. Das ist sehr nett, aber es stimmt nicht, wir sprechen noch nicht sehr gut. (Mohamad)
Ich habe in Berlin gut Deutsch gesprochen, das hat mich glücklich gemacht! Woran das liegt? Ich weiß es nicht. Manchmal denke ich, es geht überhaupt nicht voran mit meiner Sprache. Ich vergesse sogar das Englische. Aber dann kommt ein Moment, in dem ich merke, es geht sehr wohl voran. Das tut
sehr gut. (Abdul)
Die Atmosphäre bei dieser Veranstaltung hat mich für mein Leben motiviert! Die Menschen, die auf die Bühne gingen, um einen Preis zu bekommen, sahen sehr glücklich aus. Sie haben viel gemacht und wurden dafür belohnt. Das war ein schöner Moment. Es geht nicht immer um Geld. Und ich möchte Dorte danken, dass sie mich mitgenommen hat. (Mohamad)
Das ist sehr nett, aber das schreiben wir nicht in der Zeitung (Dorte)
Doch, das müssen wir schreiben! Weil ich erst seit zwei Monaten dabei bin, noch gar nicht viel für die Zeitung geschrieben habe und trotzdem dabei sein durfte. Du sagst immer: Freiheit. Wir dürfen alles schreiben. (Mohamad)
Na gut. (Dorte)
Ich war so glücklich an diesem Tag. Ich möchte den Menschen, die uns all das geschenkt haben, danken. (Boushra)