In einer Talk-Runde zum Thema „Sprache als Schlüssel für gelungene Integration“ war das „Neu in Deutschland“-Team eingeladen, mit NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer zu diskutieren:
bei der 10. Regionalveranstaltung zur „Integration Geflüchteter in Arbeit und Ausbildung“ im Rahmen der NRW-Landesaktion „NRW. Das machen WIR“, organisiert durch die Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet und die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung G.I.B.
Anschließend nutzten wir die Gelegenheit zu einem kleinen Interview!
Sehr geehrter Herr Minister! Denken Sie, dass die Integration geflüchteter Menschen eine Aufgabe der Politik ist – oder der Gesellschaft?
Schmeltzer: Ganz klar: eine Aufgabe der Gesellschaft – für die wir in der Politik die Rahmenbedingungen setzen müssen. In NRW haben wir 70 Jahre Erfahrungen mit der Integration gesammelt. Menschen sind aus Kriegen zu uns geflohen oder als sogenannte GastarbeiterInnen gekommen. Wir haben definitiv Fehler hierbei gemacht – und aus diesen Fehlern haben wir etwas gelernt. Zum Beispiel müssen wir darauf achten, dass wir bei dieser großen Aufgabe auch wirklich alle Beteiligten mitnehmen.
Herr Minister, wie kann man den Deutschen die Angst vor uns Flüchtlingen nehmen?
Haben die Deutschen Angst? Meine Erfahrung ist, dass nur diejenigen Angst haben, die noch nie einem geflüchteten Menschen begegnet sind.
Wir haben für die heutige Veranstaltung die Qualifikationen, Kompetenzen und beruflichen Ziele unserer MitarbeiterInnen auf einem Flyer zusammengefasst. Sie haben darin vorhin sehr aufmerksam gelesen. Denken Sie, dass diese Menschen eine Chance haben, in den kommenden Monaten auch beruflich hier Fuß zu fassen?
Wenn Sie den Zeit-Aspekt aus Ihrer Frage herausnehmen – da möchte ich mich nicht festlegen -, dann sage ich: einige ganz sicher. Ich habe mir auf meinem Flyer Notizen zu einzelnen Personen gemacht. Da möchte ich erst einige formale Fragen klären. Aber dort sehe ich recht klar Chancen.
Wäre es nicht notwendig, dass wir angesichts dieser besonderen gesellschaftlichen Herausforderung kreative Ideen entwickeln, wie wir – ausgehend von den bestehenden Regularien – das Potential dieser Menschen nutzen können? Nehmen wir das Beispiel von vorhin: Ein junger Englischlehrer, der in seiner Heimat nicht zwei, sondern ein Fach studiert hat. Weil das System ein anderes war. Deshalb findet er hier keinen Job. Aber in Deutschland suchen wir Lehrer!
Teilweise sind wir ja schon dabei, kreative Modelle zu entwickeln! Nehmen Sie die „3 plus 2-Regelung“ (keine Abschiebung während der dreijährigen Ausbildung und den sich anschließenden beiden Beschäftigungsjahren, d. Red.). Aber es ist natürlich so: Wir müssen mehr Möglichkeiten schaffen und uns mehr Zeit geben. Dieser Prozess muss modular verlaufen, in einzelnen Schritten.
Vielen Dank, Herr Minister, dass Sie sich nach einer dreistündigen Veranstaltung Zeit für ein entspanntes Gespräch mit uns genommen haben!