2016 erschien von Azeddin Darmach dieser Text über den Ramadan in der 3. Ausgabe unserer Zeitung:
Weil die Tage im deutschen Sommer länger sind als in Syrien, war der Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr für viele neue Bochumer*nnen eine besondere Herausforderung. Und eine vertraute Erinnerung an die Kindheit.
Von Azeddin Darmach
„Du Mama, ich will auch fasten!“, sagte der sechsjährige Azeddin zu seiner Mutter. Die Familie hatte so viel über das Fasten im Ramadan gesprochen, dass der Junge sehr aufgeregt war und dieses Ereignis auf jeden Fall gemeinsam mit seiner Familie erleben wollte.
Aber die Mutter fühlte mit dem Kind. Sie wollte nicht, dass das Kind den ganzen Tag hungrig und durstig bleiben würde. Es könnte für das Kind sehr hart sein. „Faste doch so wie die Katzen fasten!“, sagte die Mutter. Das bedeutet, dass das Kind ab dem frühen Morgen, oder der Morgendämmerung, bis mittags fastet, und nicht bis zum Sonnenuntergang. Danach kann es essen und trinken, was es will. Natürlich fasten die Katzen auch in Syrien nie, aber das war ein wunderbarer Trick, um den kleinen Jungen nicht komplett fasten zu lassen, und dass er trotzdem glücklich sein konnte. Der Junge würde tun, was die Mutter ihm gesagt hatte und damit den Tag über zufrieden bleiben.
Das fröhlichste Ritual des Islam
Das Fasten im Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam, es ist die feierlichste von ihnen. Die anderen vier sind: der Glaube an Allah und seinen Propheten Mohammed, fünf Gebete am Tag, Zakat zahlen (eine soziale Abgabe und religiöse Pflicht für alle Muslime), eine Pilgerfahrt nach Mekka einmal im Leben (für diejenigen, die es sich leisten können).
Im Leben eines Erwachsenen lassen die freudigen, festlichen Aspekte des Ramadan jedoch die Härten des Fastens vergessen. Vor der Morgendämmerung und nach der Abenddämmerung gibt es mehr Speisen und Getränke auf dem Tisch als zu anderen Zeiten. Zur Sahur-Zeit gibt es ein festliches Frühstück, am Abend ein festliches Mahl. Als Kind wollte ich dies immer genießen. Und eine aufgeregte Vorfreude auf die Festtage zum Ende des Ramadan begleitete uns. Dann bekamen wir neue Kleidung und viel Taschengeld, vier Tage lang wurde viel gespielt und es kamen viele Besucher, meine Eltern genossen die vielen Unterhaltungen mit anderen Erwachsenen. Es wäre ein falsches Bild, wenn der Ramadan als schwieriger Gast beschrieben würde, den wir nur schwer ertragen. Es gibt, wie ich versucht habe zu beschreiben, mehr positive Aspekte im Ramadan als negative.
Dieser Text erschien 2016 in der 3. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“