Und jeden Tag denke ich an Syrien

Und jeden Tag denke ich an Syrien

Von Perwin Mamo, 13 Jahre

Vor einer Woche war Silvester. Als das Feuerwerk um Mitternacht begann, fühlte ich mich wie im Krieg. Die Geräusche von den Krachern hörten sich in meinen Ohren wie Bomben an.

Der Krieg in Syrien und in meiner Heimatstadt Aleppo hat vor über sieben Jahren begonnen. Ich ging damals in die 1. Klasse. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, ich solle nicht alleine nach Hause gehen. Weil es zu gefährlich war. Ich bin trotzdem alleine gegangen. Als ich eines Tages auf dem Weg von der Schule nach Hause war, begann der Krieg.

Ich sah, wie Bomben auf Häusern landeten. Ich bekam Angst und dachte, ich würde sterben. So schnell wie möglich rannte ich nach Hause und war froh, dass mir auf dem ganzen Weg nichts passiert ist.

Meine Eltern entschieden, dass wir unser Land verlassen und in die Türkei gehen, um von dort nach Europa zu fliehen. In der Türkei lebten wir zwei Jahre. Im März 2015 holte meine Tante mich und meine Familie nach Deutschland. Jetzt lebe ich in Bottrop und bin glücklich. Ich gehe auf die Willy-Brandt-Gesamtschule und habe viele Freunde gefunden. Jeden Tag denke ich an Syrien.

Perwin Mamo lebt mit ihrer Familie in Bottrop. Diesen Text verfasste sie im Januar 2019, kurz vor ihrem 13. Geburtstag.

Der Text erschien 2019 in der 14. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“, Sonderausgabe FRAUEN – in Kooperation mit dem „Café Courage“ in Bottrop.

Das Frauenzentrum „Courage“ wurde 1985 gegründet und ist eine Beratungsstelle für Frauen in Bottrop. Zentrales Thema von
Courage ist Gewalt. Grundsätzlich kann aber jede Frau mit jedem Anliegen in die Beratungsstelle kommen. 2015 wurde das „Café Courage“ für geflüchtete
Frauen gegründet – mit offenen Treffen, Sprachkursen, Sport- und Kreativangeboten. Alle Angebote sind kostenlos und werden von den Frauen, die meist aus der Nachbarschaft kommen, sehr gut angenommen. Jede Frau ist willkommen und erhält Hilfe oder Rat. Die produktive Zusammenarbeit des Café Courage mit dem Bochumer nid-Team wurde initiiert und organisiert von der Künstlerin Irmelin Sansen.

1 Kommentar

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Liebe Perwin, vielen Dank für deinen Artikel.
Ich wünsche dir für dein Leben in Deutschland alles Gute, viel Erfolg, gute Freundinnen und Freunde, viele schöne und fröhliche Momente und den Mut, deinen eigenen Weg zu gehen.
Herzliche Grüße (auch an deine Familie) von Gudrun Schäfer aus Bochum

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