„Auch Alis werden Professor“
Als Sohn türkischer Gastarbeiter kam Prof. Dr. Ahmet Toprak 1980 nach Deutschland, stolperte über das deutsche Bildungssystem, über Vorurteile und andere Tücken der Integration – und lehrt mittlerweile seit über zehn Jahren als Professor für Erziehungswissenschaften an der FH Dortmund. Wie das gelingen konnte? Davon erzählt Toprak sehr persönlich und humorvoll in seinem aktuellen Buch „Auch Alis werden Professor“ (Lambertus Verlag, 2017).
Topraks außergewöhnliche Karriere macht vielen Menschen in Deutschland Mut. Mit dem nid-Team veranstaltete er im Oktober 2018 eine gemeinsame Lesung zum Thema „ICH und WIR“, auf Einladung des AStA der FH Dortmund und „FHDO hilft“. Das nid-Team zeigte zudem Bilder der jungen syrischen Künstlerin Dilvin Ali.
(Fotos: AStA FH Dortmund)
Das nid-Team präsentierte eigene Texte und setzte diesen die folgenden Worte voran:
Hallo Dortmund,
sehr geehrter Herr Prof. Toprak,
lieber Mehmet, liebe Elisabeth
liebe Menschen dieser Welt,
die einfachen Worte ICH und WIR geben uns heute – und in unserer aktuellen Zeitung – zu denken. In östlichen Gesellschaften, so heißt es, ist das WIR bedeutender; im Westen wird auf das ICH mehr Wert gelegt. Stimmt das? Und was bedeutet das für unser Zusammenleben?
In einem neuen Land, mit einer neuen Sprache, neuen Verhaltensweisen und beruflichen Perspektiven kann man schon mal den Eindruck bekommen, einem neuen ICH zu begegnen. „In Deutschland habe ich festgestellt, dass ich mich selbst nicht kenne“, schreibt Lamia Hassow aus dem nid-Team. ,,Auf der Straße würde ich an mir vorbeilaufen, so fremd bin ich mir manchmal.“
Auch die deutsche Gesellschaft verändert und erweitert sich durch hinzukommende Sprachen, Kompetenzen, Lebenswelten. Neue Möglichkeiten und Herausforderungen kommen ins Land.
Dank der ersten italienischen Eingewanderten gibt es heute in Deutschland überall Eisdielen und wir sitzen beim Essen draußen. In Oberhausen brachte der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad ein deutsches Publikum kürzlich dazu, die Europa-Hymne „Ode an die Freude“ laut mitzusingen.
Deutschland diskutiert, ob WIR das mit der Integration der Geflüchteten schaffen.
Bin ICH in diesem Satz Subjekt oder Objekt?
Lassen Sie uns in der Debatte um Flucht und Integration nichts schönreden, aber lassen Sie uns auch nicht alles schlecht reden. Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, wie WIR als Menschen mit demokratischer Überzeugung die Gesellschaft, in der wir gerade leben, friedlich und vielfältig gestalten können.
Lassen Sie uns mit und ohne Fluchterfahrung gemeinsam an Tischen sitzen und aktive Teile dieser Debatten und Prozesse sein.
Dürfen wir Ihnen dieses WIR anbieten?