… aus meinem Leben in Corona-Zeiten
Von Kevser Ibrahim
Im März 2020 wollten wir die Hochzeit meines ältesten Sohnes feiern. Deshalb war ich sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen. Die Nachrichten über das Coronavirus habe ich anfangs gar nicht wirklich wahrgenommen. Fünf Tage vor der Hochzeit meines Sohnes wurde die Sperre für größere Veranstaltungen verhängt, die bis heute gilt.
Während des Lockdowns habe ich viel Zeit mit meiner Familie zu Hause verbracht. Das war einerseits gut, da der heilige Monat Ramadan auf uns zukam und somit die ganze Familie beim Fastenbrechen zusammen war. Normalerweise gehen alle in meiner Familie zur Arbeit, mein jüngster Sohn geht noch zur Schule. Aber in diesem Jahr war alles anders, wir haben diese Zeit zum ersten Mal alle zusammen verbracht! Auch die Schulen waren ja geschlossen. Dies hat uns die Schwere der Zeit vergessen lassen.
Als die Zahlen in Bottrop stiegen, hatte ich anfangs Angst um meine Familie, um mich selbst und um meine Familie. Mein Sohn ist Arzt und arbeitet im Krankenhaus. Er hat mich immer beruhigt und mir Positives mitgeteilt: Von Menschen, die erkrankt ins Krankenhaus eingeliefert worden sind, seien gesund wieder entlassen worden. Das hat mich beruhigt und mir meine Sorgen genommen. Trotzdem war mir klar, dass dieses Virus gefährlich ist, besonders für ältere und kranke Menschen. Aber das Leben steckt voller Schicksalsschläge und wir müssen nach vorne schauen. In Bottrop beruhigt die Lage sich langsam und ich hoffe, dass bald überall wieder Normalität aufkommen wird und wir die Hochzeit meines Sohnes endlich feiern können!
Kevser Ibrahim kam als Kind mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Sie lebt in Bottrop, ist 47 Jahre alt und Mutter von fünf Kindern.
Dieser Text entstand 2020 im Rahmen des „Café Courage“ in Bottrop – in Kooperation mit nid.