Was ich vermisse

Von Issam Alnjam

Europa, das war für mich immer tief verbunden mit einer vielfältigen Kultur, hochinteressanter Kunst  und enthusiastisch gefeierten Sportereignissen, vor allem im Fußball. Während der aktuellen Pandemie erlebe ich nun, dass Europa sich verändert, es ist ein anderes Europa geworden, als jenes, das ich seit meiner Ankunft in Deutschland kennenlernen durfte. Ein Europa ohne kulturelle, künstlerische und sportliche Veranstaltungen. Europa verliert in dieser Zeit seine Lebendigkeit, seine Geselligkeit. Wie sehr ich dieses alte Europa, über das ich schon in Syrien so viel gelesen hatte, vermisse! Nie hätte ich mir vorstellen können, dass das Gesicht von Europa sich einmal auf diese Weise verändern würde. In meiner Stadt Bochum vermisse ich es, Menschen zu sehen, die zusammen Zeit verbringen, sich zur Begrüßung umarmen… Ich vermisse es, durch die Programmhefte der verschiedenen Theater (meine Lieblingsorte!), Kinos und anderer Kulturorte zu blättern. Aber Bochum, diese lebendige Stadt mitten in Europa, wird wie der gesamte Kontinent und die ganze Welt diese Zeit überstehen, da bin ich ganz sicher. Meine kleine Hoffnung ist, dass nach der überwundenen Krise die Solidarität und der Zusammenhalt in der Gesellschaft stärker sein werden. Europa wird wieder sein Gesicht verändern, es wird wieder geselliger und lebendiger werden… und hoffentlich noch europäischer!

Dieser Text erschien 2020 in der 18. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“. Die Zeitung online lesen: http://weborama.de/neu_in_deutschland/18/

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