Zwischen Sesamstraße und bunten Zeichentrickwelten wachsen Kinder in Deutschland, aber auch in Syrien auf. Und dann gibt es jene Sendungen und Serien, die bestimmte Generationen in einzelnen Sendegebieten vereinen.
Mein Vater erlaubte mir und meinen Geschwistern nach Erledigung unserer Schulaufgaben fernzusehen. Wir waren sieben Jungs und drei Mädchen zu Hause. Wir mussten auch im Haushalt helfen. Zum Beispiel mussten wir abwechselnd morgens den Tisch decken. Wenn ich an der Reihe war, den Tisch zu decken, kamen meine Geschwister regelmäßig zu spät zur Schule, weil ich so langsam im Tischdecken war.
Während ich diese Zeilen schreibe, kommt die Erinnerung an diese Tage, an denen wir zusammen die Aufgaben machten und uns aufs Fernsehen freuten, zu mir zurück. An den Feiertagen kamen für uns Kinder immer die besten Sendungen. Als ich neun Jahre alt war und der Ramadan (Fastenmonat) kam, ging unser Fernseher kaputt. Das war furchtbar! Repariert war er erst am Ende des Ramadan. Das führte dazu, dass wir in diesem Monat viele unserer Verwandten besuchten – und bei ihnen fernsehen konnten.
Marwan Alfneesh
Marwan Alfneesh
Jeden Tag um 14 Uhr
Als ich Kind war, hatten wir keinen Farbfernsehen und es war mühsam, von einem Programm ins andere umzuschalten. Es gab ohnehin nur zwei; beides staatliche Sender. Kindersendungen kamen jeden Tag um 14 Uhr. Um diese Sendungen in Farbe zu gucken, ging ich mittags zu unseren Nachbarn. Daran habe ich schöne Erinnerungen. Unsere Nachbarn waren sehr nett. Sie bereiteten Essen für mich zu und ich habe ihnen beim Einkaufen geholfen.
Khaled Al Rifai
Alle kannten dieses Programm, überall war es zu hören.
Im staatlichen syrischen Radio gab es eine wöchentliche Sendung, in der wahre kriminelle Geschichten von
Schauspielern dargestellt wurden. Sie erzählten, wie die Polizei den ersten Faden findet, um die Tat aufzuklären. Alles basierte auf realen Ereignissen. Es ging darum, den Zuhörern diese Taten bewusst zu machen. Die Geschichte war wie ein Rätsel erzählt. Wir haben alle überlegt, wie die Polizei herausfinden kann, was passiert war. Aber wo liegt der Fehler? Sie erzählten von den Gründen für diese Taten, welche Konsequenzen es gab. Der Täter bereut am Ende seine Tat. Ich habe diese Sendung oft gehört, ich fand sie sehr spannend. Alle kannten dieses Programm. Wenn es lief, konnte man es überall hören, beim Bäcker, im Bus, aus geöffneten Fenstern. Es war eine feste Tradition. Heute ist es eine Erinnerung.
Omar N.
Als Kind mochte ich am liebsten den Zeichentrickfilm „Dai couragiert“. Darin geht es um ein Kind, das seine Eltern nicht kennt und eine heimliche Kraft hat. Es wird von einer anderen Person erzogen. In dem Film geht es um den Kampf gegen böse Menschen und in jedem Kampf entwickelt Dai seine Fähigkeiten weiter. Dai wird stärker und lernt neue Freunde kennen. Am Ende greift Dai die Zentralstelle des Bösen an und erfährt, dass der Chef des Bösen sein eigener Vater ist. Er hat aber keine andere Wahl. Er muss seinen Vater besiegen. Dann läuft zwischen den beiden ein spannender Kampf. Die Geschichte endet mit dem Sieg über das Böse.
Mohamad Arbash
Als Kinder spielten wir heimlich an einer Spielkonsole, wenn meine Mutter bei der Arbeit war. Sobald wir hörten, dass sie zur Tür hereinkam, versteckten wir die Geräte. Jahre später erzählten wir ihr davon, weil wir mit der Lüge nicht leben wollten. Sie lachte.
Khaled Al Rifai
Die Tomate war der Held
Zwei Sendungen haben in Syrien alle Kinder geguckt: Die eine handelte vom Ninja Zazooki, in der anderen ging es um eine fliegende Tomate. Die Tomate war der Held, daneben gab es verschiedenes Gemüse und Insekten. Und natürlich „Tom & Jerry“.
Khaled Al Rifai
Sesamstraße? Ja, klar, die gab es bei uns in Syrien auch. Ernie und Bert heißen bei uns Anis und Badr.
Omar N.
Seit ich in Bochum bin, sehe ich gerne Heidi. Und das Dschungelbuch. Das sind sehr schöne Geschichten und ich kann dabei gut Deutsch lernen.
Hoger O.