Kopf & Cabrio

Kopf & Cabrio

Über das Kopftuch denken die Menschen sehr unterschiedlich – in Europa, aber auch im Nahen Osten. Wir nid-Frauen wollen es ernst nehmen, aber nicht immer so schwer!

Von Nahed Al Essa

Es sprach Französisch, hatte Arabisch gelernt – und es stand uns fantastisch! Ich spreche von meinem ersten Kopftuch. Wir waren etwa 16 Jahre alt, beste Freundinnen in der Schule und begeistert von der neuen Mode, die aus Frankreich bis zu uns nach Damaskus gekommen war.

Das Tuch wurde locker über den Kopf geschwungen, um den Hals gewunden und im Nacken geknotet. Das sah wahnsinnig elegant aus. Die Menschen in Europa nennen es das Cabrio-Kopftuch und denken dabei an schöne Schauspielerinnen wie Grace Kelly.

Mein Vater sagte: Ein Kopftuch kann man nicht einfach auf- und dann wieder absetzen. Wenn Du ein Kopftuch tragen möchtest, trag ein Kopftuch – aber dann solltest Du es immer tragen. Diese Idee gefiel mit gut und seitdem trage ich also ein Kopftuch. Mit großer Spannung erwarteten wir jedes Mal die neue Mode. Inzwischen gibt es in den sozialen Medien spezielle Gruppen, in denen die neuen Trends vorgestellt und diskutiert werden.

In so einer Gruppe habe ich den „Turban“ entdeckt, den ich seit ein paar Monaten trage. Im Internet habe ich mir gleich ein halbes Dutzend von diesem Modell bestellt, in verschiedenen Farben, für verschiedene Anlässe passend.

Ich werde oft gefragt, wieso ich das Kopftuch trage, warum ich es nicht abnehme – wo ich doch so ein fröhlicher, offener und freier Mensch bin! Es ist ganz einfach: Das Kopftuch gehört zu mir, zu meiner Offenheit, meiner Fröhlichkeit, meiner Kultur und Herkunft. Und wenn ich will, kleide ich mich eines Tages anders.

Zeichnung: Tim Fischer

Foto: Wolfgang Wedel
Dieser Text erschien 2019 in der 14. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“, Sonderausgabe FRAUEN.

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