Von Khaled Al Rifai
Im Frühjahr waren wir eingeladen, bei einem Erzählcafé für SeniorInnen aus unserem Leben zu erzählen – und unsere Zeitung „Neu in Deutschland“ vorzustellen. Azeddin Darmach und ich berichteten im Gespräch mit Doris Brandt (Diakonie Ruhr) den etwa 50 ZuhörerInnen von unserer Flucht aus Syrien. Zum Schluss gab es die Möglichkeit, Fragen an uns zu stellen.
Viele fragten nach unserer aktuellen Lebenssituation in Deutschland. Ob wir ein Dach über dem Kopf und genug Geld haben bzw. Sozialleistungen vom Staat beziehen, um uns ausreichend Lebensmittel leisten zu können. Ich habe geantwortet, dass ich eine Wohnung habe und Geld von der Agentur für Arbeit beziehe. Darüber waren sie sehr erfreut. Es war sehr lieb von ihnen, dass sie sich für mich freuen. Aber es hat mich auch traurig gemacht. Denn es ist nicht so, dass damit mein allergrößter Traum realisiert wäre. Sicherheit und ein Dach über dem Kopf sind selbstverständlich wichtig, aber ist das alles?
Ich habe – wie die meisten in diesem Land – noch weitere Ziele. Ich möchte arbeiten und ein eigenständiges Leben führen. Ich möchte etwas für mich erreichen. Vielleicht trauen die Menschen uns nicht zu, dass wir diese Dinge in Deutschland erreichen können. Gibt es diese Grenze in der Gesellschaft für uns?
Wir haben Hoffnungen, Träume, Ziele, Erwartungen, Rechte und Bedürfnisse. Ist es vermessen, dass ich danach strebe, ein gutes Einkommen zu haben, ein Auto zu fahren, eine Rolle und Position in der Gesellschaft einzunehmen, dass ich dazugehören, Liebe und Freundschaft erleben möchte? Ich hoffe, dass die Leute das mitdenken und danach fragen, wenn sie uns begegnen.