Reise in den Libanon

Reise in den Libanon

Von Noura El-Rachidi, 11 Jahre

Mein Name ist Noura, ich bin elf Jahre alt und ich wurde in Deutschland geboren. Ich erzähle die Geschichte von meinem ersten Besuch im Libanon in den Herbstferien in diesem Jahr. Meine Eltern hatten uns erzählt, dass wir für ein Wochenende nach Belgien fahren. Aber die Tickets für die Reise in den Libanon hatten sie da bereits gebucht. Sie machten ein Geheimnis daraus, weil sie uns mit dieser Reise überraschen wollten. Wir saßen im Restaurant, als meine Mutter mich und meine Geschwister mit dieser Nachricht überraschte. Ich habe mich sehr gefreut, weil ich meine Familie im Libanon so sehr vermisse.

Endlich war der Tag der Reise da. Wir machten eine Zwischenlandung in der Türkei und dann kamen wir im Libanon an. Dort haben wir erst einmal alle unsere Verwandten besucht – und sie überrascht. Denn auch sie hatten nichts von unserem Besuch gewusst.

Am Tag unserer Ankunft hatten im Libanon mehrere Waldbrände begonnen. Ich sah Bilder davon in den Fernsehern und hörte die Gespräche der Erwachsenen. Die Feuerwehr hatte große Mühe, die Brände zu löschen. Es mangelte an Löschflugzeugen.

Die politische Situation im Land war schlecht, viele Menschen schimpften und ärgerten sich. Mehrere Tage nach unserer Ankunft fanden im Libanon mehrere große Demonstrationen statt. Die Menschen wollten bessere Lebensumstände und neue Politiker. Dies bekam ich alles mit. Ich hatte Angst. Wir konnten nirgendwo hin, weil alle Straßen abgesperrt waren. Zwei Wochen lang saßen wir fest. Ich war froh, dass meine Familie und ich überhaupt zurück nach Deutschland fliegen konnten.

Ich hoffe, dass ich dieses Erlebnis nie wieder haben werde und dass sich die Umstände in meinem Libanon eines Tages zum Guten ändern.

Noura El-Rachidi

Der Text von Noura El-Rachidi erschien 2020 in der nid-Sonderausgabe „Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene“ mit dem Schwerpunktthema „Vertrauen“ – in Kooperation mit dem „Café Courage“ in Bottrop.

Die Mutter von Noura El-Rachidi, Fatme El-Rachidi, war als dreijähriges Kind mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Deutschland geflohen. In der 14. Ausgabe der nid-Zeitung (Sonderausgabe Frauen 2019) hat Fatma El-Rachidi über ihre erste Besuchsreise in den Libanon geschrieben.

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