Von Khaled Al Rifai
Ein Virus hat die Welt verändert und das Leben fast aller Menschen. Mein Leben war ohnehin schwer und stressig, vor allem in Deutschland.
Als ich hierher kam, war ich sehr motiviert und habe gerne meinen Beitrag für die Gesellschaft geleistet. Mein großes Ziel bestand darin, mir eine neue Normalität zu schaffen. Ich habe Deutsch gelernt (die meisten hören kaum noch einen Akzent, wenn ich spreche), ich habe eine Ausbildung als Krankenpfleger absolviert, ich habe eine feste Arbeitsstelle, eine Wohnung, ich bin ehrenamtlicher Vorstand in einem großen Bochumer Verein, ich habe Freunde.
Nun ist diese Normalität, die ich mir so mühsam aufgebaut habe, wieder am Ende. Das Corona-Virus hat die Welt verändert. Es gibt kaum noch etwas, was man unternehmen kann, schon gar nicht gemeinsam, mir fehlen die „wahren“ Begegnungen mit anderen Menschen. Fast alles, was ich immer gerne gemacht habe, ist nicht mehr möglich. Sogar das Fernsehprogramm macht mir keinen Spaß mehr, weil sich alles um dieses Virus dreht, sogar in den Satiresendungen.
Als Krankenpfleger verbringe ich außerdem fast jeden Tag acht Stunden auf der Isolierstation. Tag für Tag fällt es mir schwerer, in dieser neuen Realität zurecht zu kommen. Meine Familie und meine Freunde sehe ich nur noch online. Jeden Tag spiele ich stundenlang ein Online-Spiel, bei dem ich neue Freunde kennenlernen kann. Manchmal treffe ich dort auch meine Familie. Wir lachen, spielen und suchen Streit, fast normal.
Im Frühjahr 2021 hat Khaled Al Rifai in den ambulanten Dienst gewechselt.