Das war natürlich Quatsch

Das war natürlich Quatsch

Von Omar Alnabulsi
mit Dorte Huneke-Nollmann

Als 18-Jähriger habe ich mit vier Freunden in Damaskus einmal ein Getränk gemixt: aus Cola, Spüli, Tinte, Rizinusöl – und irgendetwas, das scharf schmeckte. Der Plan war, dass wir alle einen Schluck davon trinken. Man war natürlich feige, wenn man nicht mitmachte.
Vier von uns haben es geschafft, einer ist vom Geruch fast umgefallen und konnte nichts trinken.
Ich darf verraten, dass ich nicht derjenige war, den der Mut verlassen hat. Aber ich werde nicht sagen, ob ich zu den beiden anderen gehörte, die später am Abend kräftig spucken mussten.

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Der Eingang zu unserer Schule in Damaskus lag an einem kleinen Fluss. In diesem Fluss war kaum Wasser, eigentlich war es nur eine kleine Rinne aus Matsch. Eines Tages, als der strengste Lehrer unserer Schule gerade in die Schule hineingehen wollte, gab ein Schüler ihm einen Schubs und der Lehrer landete im Matsch. Mutig? Ich hätte es mich jedenfalls nicht getraut. Aber vielleicht ist das manchmal auch besser so.

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Omar Alnabulsi, Foto: Dorothee Schäfer

Ein Freund von mir wohnte auf dem Land und im Garten seiner Eltern gab es einen Swimmingpool.
Einmal war ich mit sechs oder sieben Freunden im Winter dort, ich glaube, es war Januar. Das Wasser im Pool hatte eine hauchdünne Eisschicht.
Plötzlich sagte einer: Wer traut sich, in den Pool zu springen und so lange drin zu bleiben, bis er eine Tasse Tee ausgetrunken hat? Ahmad antwortete: Ich mache das! Aber nur wenn Mahmoud mitmacht! Mahmoud zögerte nicht, zog seine Sachen aus und sprang in den Pool. Und Ahmad? Der rannte schnell in eine andere Richtung weg. Wir anderen rannten hinterher und holten ihn ein. Mit seinen Klamotten warfen wir ihn in den Pool und er musste drin bleiben, bis er seinen Tee getrunken hatte. Beide waren natürlich am nächsten Tag krank.

Diese Texte erschienen 2018 in der 12. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ mit dem Schwerpunktthema „Mut“.

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