Ich stelle mir vor, in fünf Jahren werde ich …
… nachmittags den Hof meines Hauses fegen, in einem Brunnen schwimmen kleine rote Fische und auf einem kleinen Tisch stehen hausgemachte Süßigkeiten für Gäste, träumt Nahid Darabian aus dem Iran.
Von Nahid Darabian
Die Tage vergehen. So schnell. Schneller als ich denke. Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an den Tag, an dem ich mein Heimatland verlassen habe, den Iran. Was in fünf Jahren sein wird? Ich stelle mir vor, in fünf Jahren werde ich ein altes, großes Haus mit einem großen Hof haben. In der Mitte des Hofes befi ndet sich ein kleiner Brunnen, in dem kleine rote Fische herumschwimmen. Genau wie in meiner Kindheit, im Haus meiner Großeltern. Auf den Rand des Brunnens werde ich Geranien gestellt haben. Im Hof wachsen viele verschiedene Blumen.
Im Hof steht ein schwarzer Maulbeerbaum, daneben ein Apfelbaum. Auf der anderen Seite ist eine Schaukel angebracht, für Kinder. Jeden Nachmittag fege ich meinen Hof und versprühe danach Wasser, um die Luft im Hof abzukühlen. Genau wie meine Großmutter es gemacht hat. Der Blumenduft verbreitet sich im Hof. Im Sommer stelle ich eine Bank in den Hof und darauf lege ich einen kleinen Teppich. Ein Samowar mit Teekanne, Wassermelonen, hausgemachte Süßigkeiten stehen auf einem kleinen Tisch. All das sind herrliche Erinnerungen an meine Kindheit.
Ich bin zufrieden in Deutschland, wo ich jetzt wohne. Deutschland ist für mich ein gastfreundliches Land. Aber in fünf Jahren möchte ich meine Familie, Freundinnen und mein Heimatland besuchen können. Ich vermisse sie alle sehr, besonders meine Stadt Kermanshah. Ich würde gerne wieder in den Straßen meiner Stadt bummeln, die alten Stadtviertel anschauen und persischen Reis mit Safranhuhn essen.
Ich wünsche den Menschen meines Landes Frieden. Und Ruhe. Ich hoffe, der Iran kann eines Tages ein glückliches Land sein, ohne Stress, ohne Krieg, ohne Armut. Mit Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit. Ein demokratisches Land.
Ich wünsche mir, dass unsere Zeitung „Neu in Deutschland“ in fünf Jahren ein großes Redaktionsbüro hat, in einem großen Haus, mit vielen Mitarbeitern. So könnten wir mit unseren Worten viele Menschen erreichen. Ich möchte den Menschen, die unsere Zeitung lesen, gerne von meinem Heimatland erzählen, der Kultur, unseren Traditionen. Davon, wie wir unsere Feste feiern, das neue Jahr begrüßen.
Ich möchte gerne vielen sagen: Die Menschen aus dem Iran sind friedliche Leute. Ich wünsche mir für alle Menschen Frieden und Ruhe in der Welt.
Dieser Text erschien 2018 in der 12. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“.
2 Kommentare
Kommentieren →Dankeschön dass du diese schönen Erinnerungen teilst.
Sehr schön