Im Oktober war ich eingeladen zu dem Theaterstück „Kula – nach Europa“ im Schauspielhaus. Es war ein wunderbares Erlebnis.
„Ich habe eine Menge Geld investiert, um sie hierher zu holen”, sagt der junge afghanische Mann. „Und ich wünschte, ich könnte meine Familie ebenfalls nachholen, nach all den Mühen und Beschwernissen.“ Die anderen Darsteller – Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen Sprachen – laufen herbei und trösten den jungen Mann, um ihm sein Leid zu erleichtern. Diese Solidarität war sehr ergreifend. Ihr Verhalten zeigte eine Menschlichkeit, die über Grenzen hinausgeht.
Am Ende des Stücks überreichen die Schauspieler dem jungen Afghanen ein Geschenk. Diese kleine Geste großer Aufmerksamkeit machte die vorangegangenen Szenen noch vollständiger.
Nach dem Stück ging ich mit meinem guten Freund Hajo Salmen, der mich zu diesem Abend eingeladen hatte, ins Theatercafé. Am Nebentisch saßen die Schauspieler, sie sprachen und tranken miteinander. Irgendwann luden sie uns an ihren Tisch ein. Diese Einladung nahmen wir sehr gerne an und setzten uns zu ihnen.
Wir sprachen über Syrien, Frankreich und Deutschland und verbrachten eine wunderbare Zeit zusammen. Auf der Bühne hatten wir sie als feinfühlige Menschen erlebt, im wahren Leben waren sie es ebenfalls. Das Theater – die unmittelbare Menschlichkeit, das gesprochene Wort in moralischen Höhen. Wenn das Theater spricht, können wir nur unseren Hut ziehen. Wie könnten wir uns nicht vor dieser Kunst verneigen? Das Theaterspiel präsentiert Menschliches in allen Sprachen und Kulturen. Was für eine wunderbare Kunst.